Fasten – ein Erfahrungsbericht

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Dass ich meine neue Website-Kategorie Lieblingsgeschichten ausgerechnet mit dem Thema Fasten starte, war nicht ganz so geplant. Ich habe eine ganze Reihe von Themen für diesen Bereich in der Schublade, bin aber bisher einfach noch nicht dazu gekommen, eines davon wirklich auszuarbeiten.
Mit meinem geplanten Fasten jedoch bin ich für ein paar Tage komplett befreit von Einkäufen, Menüplanung, Kochen und Essen. Dadurch habe ich auch Zeit gewonnen, meinen Bericht begleitend zu den kommenden Tagen zu schreiben.
Willkommen zu Fasten – ein Erfahrungsbericht.

Meine bisherigen Erfahrungen sind schnell zusammengefasst. Bisher habe ich nämlich noch nie wirklich gefastet. Ich bin ein großer Fan des Intervallfastens. Früher habe ich „10in2“ über Monate hinweg betrieben, das heißt einen Tag essen, den nächsten wieder nicht. Und inzwischen ist das Intervallfasten „16:8“ (nur während 8 Stunden essen, danach 16 Stunden lang nicht) meine tägliche Ernährungsform geworden, weil sie mir einfach gut tut.
Aber das „echte“ Fasten kenne ich in diesem Sinne nicht.

Der Plan, Challenges & Ziele

Der Fastenplan lautet wie folgt:

  • 2 Entlastungstage
  • 4 Fastentage
  • 3 Aufbautage

Die Entlastungstage sollen den Körper auf die Fastentage vorbereiten, d.h. es wird weniger und überlegter gegessen. An den Fastentagen gibt es nur Wasser, Tee und Gemüsebrühe. Und die drei Aufbautage dienen dazu, den Körper wieder langsam an die Nahrungsaufnahme zu gewöhnen.

Meine größte Herausforderung wird definitiv der Guster. Ich habe kein Problem damit, nichts zu essen. Ich war nie „hangry“, mein Kreislauf ist sehr stabil und Hunger kann ich bestens ignorieren.
Ganz schlimm sind aber die Themen „Gier und Guster“ und damit verbunden auch die Disziplin, die bei mir oft zu wünschen übrig lässt.

Die Ziele meines Fastens:

  • Es mir selbst beweisen, dass ich es kann.
  • Meine mangelnde Eigendisziplin stärken
  • Den Kopf frei bekommen
  • Mehr Zeit schaffen durch den Wegfall von Einkaufen, Kochen & Co
  • Gewichtsverlust

Soweit so gut: 9 Tage Fasten-Challenge, vor mir liegen jetzt noch 8.

Und jetzt legen wir auch direkt los. Im Folgenden werde ich euch ein bisschen tagebuchartig meine Fastentage miterleben lassen. Haltet mir die Daumen! 🙂

Tag 1: Erster Entlastungstag

Das habe ich gegessen:

  • Frühstück: Birchermüsli aus 1/2 Joghurt, 1/2 Apfel, 2 EL Müsli und Leinsamen
    Dazu eine Tasse Tee und mein übliches warmes Wasser mit dem Saft einer Zitrone
  • Mittagessen: 160 g gekochte Kartoffeln, Cottagecheese mit Kräutern, zwei Karotten
  • Nachmittag: ein paar Cashews
  • Abends: Joghurt mit Leinsamen und warmen Himbeeren, ein Stück Knäckebrot

Bewegung:

  • 11.600 Schritte gegangen

Stimmung:

Gar nicht gut. Keine Ahnung woran das lag. Vielleicht daran, dass ich auf Tage mit wenig Essen blicke? Ich habe versucht, meine Stimmung zu analysieren, bin aber auf keinen grünen Zweig gekommen. vielleicht war es einfach, ganz unabhängig, nur ein schlechter Tag.

Fazit Tag 1:

Easy, zumindest was das Essen betrifft. Dadurch, dass ich normalerweise ab 16 Uhr nichts mehr esse, habe ich ja gestern sogar ein kleines Abendessen „gewonnen“. Allerdings war ich wirklich schlecht drauf. Ich hoffe, meine Stimmung bessert sich rasch.

Tag 2: Zweiter Entlastungstag

Das habe ich gegessen:

  • 200 g gekochter Reis
  • 0,5 l Misobrühe
  • 1 Tasse Tee mit Milch

Bewegung:

  • 10.800 Schritte gegangen
  • 28 km Tour mit dem e-Bike

Stimmung:

In Ordnung. Sehr ruhig, aber nicht grantig oder traurig.

Fazit Tag 2:

Ein Tag mit viel Bewegung. Nach dem Radfahren war mir mega kalt, und es hat ewig gedauert, bis ich wieder aufgewärmt war, trotz Dusche, dicker Decke und Tee. Das mit dem Frieren kenne ich aber von den Fastentagen meiner „10in2“ Erfahrung. Ich bin enorm müde, aber das war ich auch schon in den Tagen vor dem Fastenbeginn, das scheint also bei mir gerade allgemein eine Phase zu sein. Ich brauche das Ausruhen gerade enorm. Also vielleicht habe ich meine Fastentage eh ausgezeichnet gelegt, um meinem Körper mal Ruhe zu gönnen (auch wenn ich ja normal weiterarbeite). Ich habe gelegentliche Ess-Fantasien, aber sie lassen sich auch wieder gut abstellen. Auch wenn ich mir heute gedacht habe, dass ich den heutigen Tag essenstechnisch zach fand, und ab morgen erst die echten Fastentage starten… Na mal sehen, wie es wird! 🙂

Erster Fastentag

Das habe ich gegessen:

  • Nur Wasser und Kräutertee

Bewegung:

  • ca. 13.000 Schritte

Stimmung:

Gut und deutlich energiegeladener

Fazit Tag 3:

Heute bin ich schon mit einer ganz anderen Energie aufgewacht. Deutlich besser als in den letzten Tagen (auch in denen vor dem Fasten). Auch als ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, war ich nicht so erschöpft wie sonst. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen laufen zu gehen – aber dann bin ich nach dem Heimkommen und einer Tasse Tee doch ins Bett auf eine Siesta gegangen, und es war herrlich. Zwei Stunden habe ich gemütlich und immer wieder einschlafend und träumend im Bett verbracht. Danach hatte ich immer noch keine Lust zu laufen und bin daher ganz gemütlich und mit Musik eineinhalb Stunden spazieren gegangen. Mein laufender Gedanke heute: Alles kann, nichts muss. ❤ Das ist wirklich befreiend und schön.

Hunger hatte ich gar keinen. Ich trinke laufend warmen Kräutertee und viel Wasser, aber ich habe keine Hungerattacken. Die Lust aufs Essen ist da gefährlicher, aber ich versuche an meine Ziele zu denken und wegzukommen von den Überlegungen, was ich jetzt gerne alles essen würde, und das funktioniert erstaunlich gut.

So kann es gerne weitergehen! 🙂

Fasten - ein Erfahrungsbericht | Foodblog | Lieblingsspeise.at

Zweiter Fastentag

Das habe ich gegessen:

  • Tee und Wasser
  • 1/2 Liter leere Gemüsebrühe

Bewegung:

  • 5.500 Schritte (ja ich war faul, und das Wetter war furchtbar)

Stimmung:

In der Früh nach schlechtem Schlaf schlecht, dann in Ordnung und ab Nachmittag durch den Besuch meiner besten Freundin ausgezeichnet.

Fazit Tag 4:

Heute war es durchwachsen. Was mir extrem aufgefallen ist: Ich war heute total morgengrantig, und das bis in die späten Vormittagsstunden. Und ich wollte einfach nur essen – ich hatte aber keinen Moment Hunger. Da konnte ich wirklich erkennen, wie ich aufgrund von Stimmung und Gelegenheit esse, aber nicht aufgrund von tatsächlichem Hungergefühl.

Am Nachmittag nach der Arbeit hatte ich feuchte Träume von einem Stück Brioche mit Butter und Marmelade. Zum Glück hat mich meine beste Freundin zu sich eingeladen, wo ich den Nachmittag und Abend verbracht habe. Dort war ich dann mit ihr und ihren Kindern so guter Laune, dass es mir wiederum völlig egal war, dass sie vor mir zu Abend gegessen haben.

Ich bin eine reine Emotions-Esserin. Das wusste ich schon vor meiner Fastenkur, aber jetzt kommt es mir erst so richtig zu Bewusstsein. Ich hoffe, diese Erkenntnis macht etwas mit mir und meinem Essverhalten „danach“ und auf Dauer.

Dritter Fastentag

Das habe ich gegessen:

  • Tee und Wasser
  • 1/4 Liter Gemüsebrühe

Bewegung:

  • 11.000 Schritte

Stimmung:

Sehr gut.

Fazit Tag 5:

Ein sehr angenehmer Tag! Obwohl ich nicht sonderlich geschlafen habe, bin ich gut aufgewacht. Mein Kreislauf war allerdings nicht so gut. Mir war zwar nicht schwindlig, aber mein Puls ist bei kleinsten Anstrengungen (wie Treppe steigen) total in die Höhe geschnellt.

Ich habe mir einen Wellness-Tag gegönnt. Zuerst eine Thai-Massage und dann eine Manküre. Das war wirklich fein. Geshoppt habe ich dazwischen auch, das war nicht der Plan, naja…

Am Nachmittag hat dann noch meine liebe Freundin Anna bei mir vorbeigeschaut, und mit ihr vergeht die Zeit sowieso immer wunderbar und schnell. Also ein wirklich feiner Tag.

Vierter Fastentag

Das habe ich gegessen:

  • Tee und Wasser
  • einen Caffe Latte

Bewegung:

  • 19.500 Schritte

Stimmung:

Ein ganz wunderbarer Tag! ❤

Fazit Tag 6:

Heute bin ich, weil ich nichts vorhatte und nicht zuhause gelangweilt dauert von Essen träumen wollte, spontan in die wunderschöne Stadt Salzburg gefahren. Am Bahnhof bin ich draufgekommen, dass ich mein Smartphone daheim vergessen habe. Ich habe mich total geärgert, bin aber halt dann ohne Handy in den Zug gestiegen.

Und was für ein wunderbares Glück das war! Denn zum ersten Mal seit ich-weiß-nicht-wielange hatte ich überhaupt keine Ablenkung durch Fotos oder Selfies machen und dauernd aufs Handy schauen. Sondern von der Zugfahrt an war es nur Me, Myself and I. Ich bin durch Salzburg spaziert, bin lange im Dom gesessen und über den Mönchsberg gewandert. Während der ganzen Zeit bin ich einfach nur meinen eigenen Gedanken nachgehangen, und es war einfach unglaublich!

Weil schönes Wetter war, war in der Stadt natürlich viel los, und alle haben Eis oder Take-Away Sachen gegessen in der Sonne. Da habe ich mich schon leid gesehen, muss ich zugeben. Aber dann habe ich mir einen Caffe Latte zum Mitnehmen geholt (eine kleine Sünde…). Und nach meiner, man könnte fast sagen meditativen, Zeit im Salzburger Dom war es mir auch ganz egal, dass alle rundherum gegessen und getrunken haben.

Das heißt mit heute habe ich meine Fastentage erfolgreich beendet, juhuuu! 🤩 Ich bin wirklich stolz auf mich! Es war zum Teil schon nicht ganz leicht, aber es war durchzuhalten, und es hat sich absolut ausgezahlt!

Ab morgen gehen die Aufbautage los. Ich freue mich schon darauf, mal wieder was zu beißen! 😉

Erster Aufbautag

Das habe ich gegessen:

Bewegung:

  • 12.000 Schritte

Stimmung:

Theoretisch gut, aber leider krank geworden.

Fazit Tag 7:

Ich sag’s euch, von meinem Apfel habe ich mir mehr erwartet. Da darf ich zum ersten Mal wieder wirklich etwas essen, und ich habe mir weit mehr davon erwartet. Nämlich so eine Art inneres Jubilieren über die unglaubliche Köstlichkeit des Apfels nach 4 Tagen des Nichtsessens. Also der Apfel war auch gut. Aber es war gar nichts besonderes, wieder zu kauen, zu schmecken und zu schlucken.

Am Nachmittag habe ich mir dann einen Green Smoothie gemacht. Einen wunderbar sämigen und traumhaft guten Spinat-Banane-Avocado-Smoothie. Der war echt himmlisch gut.

Leider ist derzeit bei mir alles ein bisschen eingetrübt, weil ich krank geworden bin. Fiebrig, entzündete Mandeln… na super. 🙁 Ich habe aber auch gar nicht geschlafen letzte Nacht. Vielleicht kann ich mich heute ein bisschen ausruhen, und morgen geht es dann hoffentlich wieder!

2. Aufbautag

Das habe ich gegessen:

  • 200 g Kefir, am Vortag mit 2 EL geschroteten Leinsamen gemischt und über Nacht durchziehen lassen, serviert mit warmen Himbeeren
  • 2 Teller á 400 ml Haferflockensuppe mit Ei

Bewegung:

  • praktisch keine (krank)

Stimmung:

Tatsächlich krank geworden. 🙁

Fazit Tag 8:

Ich habe es also tatsächlich geschafft, mir trotz Masken, Desinfektionsmitteln überall und dauerndem Händewaschen eine eitrige Angina einzufangen. Supertoll. Das heißt meinen frisch vom Fasten gesäuberten Körper durfte ich gleich mal wieder vollpumpen mit Antibiotika. Zumindest habe ich mir beim Essen leichtgetan, denn Haferflockensuppe ist die ideale Suppe für einen Aufbautag und sowieso meine klassische Krankheitssuppe. Etwas anderes hätte ich nicht hinuntergebracht.

3. Aufbautag

Das habe ich gegessen:

  • Birchermüsli (125 g Joghurt, am Vortag mit Früchtemüsli und 1/2 geraspelten Apfel gemischt und über Nacht durchgezogen) mit Himbeeren
  • Reis mit gedämpftem Gemüse (Karfiol, Brokkoli, Karotten)
  • Vollkorn-Knäckebrot mit Frischkäse und Avocado

Bewegung:

praktisch keine (krank)

Stimmung:

Immer noch krank…

Fazit Tag 9:

Und so ist der letzte Tag meiner Fastenreise gekommen. Leider ist sie durch meine Angina ganz anders ausgegangen, als ich mir das vorgestellt und gewünscht hätte. Im Nachhinein war es echt easy. Währenddessen nicht immer so, aber trotzdem wirklich durchzuhalten.

Ich weiß jetzt auch, warum es besser ist, nicht arbeiten zu gehen, wenn man fastet. Es macht es einfacher, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Das klingt seltsam, aber beim Fasten ist der eigene Blick wirklich automatisch mehr nach innen gerichtet als sonst. Das hätte ich davor auch nicht gedacht.

Meine Haupterkenntnis war, wie sehr mein Essverhalten abhängig ist von meinen Emotionen. Denn ich hatte tatsächlich praktisch keinen Hunger. Und dennoch hatte ich manchmal echte Fantasien vom Essen.
Ich hoffe, dass ich das jetzt auch weiterhin im Hinterkopf behalte und lerne, dass es weder meine Stimmung positiv beeinflusst noch meinen Tag sonstwie ändert, wenn ich nur aus der momentanen Situation heraus ohne Hunger esse.

Würde ich es wieder machen?

Ja, ja und ja! Aber vielleicht nehme ich mir nächstes mal wirklich frei. Zumindest ab den echten Fastentagen!

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